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Der Anrufer
stellt es sich offenbar vor wie im Versandhauskatalog:
Ein Katzenbaby
pechschwarz, 8 Wochen, weiblich, blaue Augen, bitte. Ach, es hat 7
weiße Haare auf der Brust! Na, dann lieber nicht. Haben Sie
vielleicht was rotes da, männlich? So, scheu und ängstlich ist das
Tier, manchmal faucht es. Zu schwierig, dann lieber nicht, man will
ja kein gefährliches Monster. Langhaarig, cremefarben, das wär's!
Was? Schon 5 Jahre alt? Um Himmels Willen, so ein Altertümchen will
man ja auch nicht. Was ist mit getigert? Silbern, wie in der
Werbung. Am besten ein Bruderpaar nicht älter als 8 1/2 Wochen, der
eine muss natürlich heller sein als der andere, sonst kann man sie
ja nicht unterscheiden. Haben Sie nicht im Sortiment?
Wieso fragt der
Tierschutz soviel? Ist es nicht egal, wie viele Kinder,
Lebenspartner und Vermieter man hat? Was soll die blöde Frage nach
Zeit und Geld? Man ist tierlieb, das reicht. Ja, selbstverständlich
ist dem Anrufer klar, dass Katzen kleine Raubtiere sind - aber sagen
Sie mal selbst, ist es nicht eklig, wenn so ein Stubentiger Fliegen
fängt und frisst ?
Ja, natürlich
weiß der Anrufer, dass Katzen Individualisten sind aber im Grunde
unterscheiden sie sich doch nur in der Farbe! Halt! Das ist neu!
Katzen haben Haare, die sie verlieren können. Katzen haben Krallen,
mit denen sie an Möbeln und Tapeten kratzen können. Manche hauen
nach der Menschheit.
Es riecht, wenn
sie auf der Katzentoilette waren. Krank werden solche Plüschtiger
auch manchmal? Nein, Tierärzte können doch nicht allen Ernstes
soviel Geld für so ein bisschen gesundmachen verlangen.
Der Anrufer
denkt nach. Jetzt weiß er es. Er hat des Rätsels Lösung gefunden:
Er wartet auf die ideale Katze! Diese liebreizende,
silbercremefarbene, blauäugige, knuddelige, halblanghaarige Geschöpf
bleibt sein ganzes langes Leben 8 1/2 Wochen jung, wächst nicht,
haart nicht, kratzt nicht, kostet nichts. Es ist in jeder Hinsicht
geruchlos und absolut pflegeleicht. Bei Wunsch kann man mit ihm auf
2qm putzig mit einem Klingelbällchen spielen ansonsten liegt es
dekorativ und leise schnurrend im niedlichen Plüschkörbchen und
ist immerfort sooo dankbar.
Der Anrufer möchte
seine Telefonnummer hinterlassen: falls der Tierschutz mal wieder
eine kaum zu bewältigende Schwemme von Idealkatzen hereinbekommt, möchte
er so ein Wundertier haben, allerdings so gibt er zu bedenken, erst
wenn die Küche renoviert, die Tante wieder abgereist und der
Jahresurlaub beendet ist. Dem erschöpften Tierschützer am anderen
Ende der Leitung ist schon lange der Hörer aus der Hand geglitten.
Gerade als er klaglos in sich zusammensinkt fällt ihm ein, dass er
ja ganz vergessen hat, Name und Rufnummer zu notieren. Da wird er
mal wieder auf seinen Idealkatzen sitzen bleiben. Selbst schuld!
(c)
Iris Freund (Tier-Freund.de)
vielen
Dank für die freundliche Genehmigung, diesen Text hier zu
veröffentlichen
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